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Umweltschutzverband Alztal und Umgebung

Zufrieden mit 35 Jahren UVA: Markus Fröschl sen. (sitzend) hat den Verband 1980 gegründet. Zur aktuellen Führungsriege zählen Arnulf Erler, Reinhold Schopf, Gisa Pauli und Robert Hesse (von links). Fotos: fam

„Nicht immer ist das ein Spaziergang“

Vor 35 Jahren hat Markus Fröschl sen. den Umweltschutzverband Alztal gegründet – Verbandsspitze blickt zurück

Von Michael Falkinger

Mit etwa 80 Mitgliedern hat es 1980 begonnen; nun, im 35. Jahr seines Bestehens, engagieren sich rund 425 Naturliebhaber im Umweltschutzverband Alztal und Umgebung (UVA). 35 Jahre Einsatz für  Natur um Umwelt nutzte die Vorstandschaft des Verbands, Bilanz zu ziehen. Besser gesagt, Zwischenbilanz zu ziehen. Denn: „Die Probleme sind nicht weniger geworden“, sagte UVA-Vorsitzende Gisa Pauli. „Im Gegenteil.“

[sam id=“8″ codes=“true“]Markus Fröschl sen. hat den Umweltschutzverband 1980 gegründet und ist UVA-Ehrenmitglied. Bei ihm trafen sich Vorsitzende Gisa Pauli, ihr Stellvertreter Reinhold Schopf, Kassier Robert Hesse und Arnulf Erler, Sprecher der Bürgerinitiative Arge 304, die unter dem Dach des UVA organisiert ist, um mit dem Orgelpfeifer über die Themen und Erfolge des Verbands zu sprechen. Als Startschuss für den UVA bezeichnete Fröschl eine Podiumsdiskussion zum Thema Chiemsee-Ringkanal 1980 im kleinen Postsaal in Trostberg. Von Anfang an hat sich der UVA mit Infoveranstaltungen zu Themen wie Waldsterben, Grüner Punkt, Reaktorunfall in Tschernobyl, Mobilfunk und Digitalfunk engagiert, ergänzte Hesse. Aufgrund Vermittlung durch den UVA sei der Kapser Graben renaturiert worden. Auf Fröschls Betreiben sei in den 90er-Jahren mit Blick auf die Luftreinhaltung eine Messstation in der Nähe des Freizeitzentrums eingerichtet worden, später am Rentamtsplatz.

„Im Laufe der Jahre wurde im UVA das Thema Fernstraßenbau ein weiterer Schwerpunkt“, erzählte Schopf, der auch Sprecher der Bürgerinitiative IG gegen West (IGGW) ist. Seine Befürchtung: „Die Bürger müssen hinter übergeordneten Interessen anstehen. So soll hier im Chiemgau die größte Transitdrehscheibe Mitteleuropas entstehen. Vor Ort wird versucht, dies als kleinräumige Entlastung mit Ortsumfahrungen zu verkaufen.“

In dieselbe Kerbe schlug Pauli. Als kräftezehrend bezeichnete die UVA-Vorsitzende die Auseinandersetzung zum geplanten Aubergtunnel in Altenmarkt, gegen den der Verband klagt. „Südostbayern dem Ausbau einer europaweiten Schwerverkehrs- und Transitregion zu überlassen, bedeutet, ein idyllisch bayrisches Fleckchen in seiner Natur und Schönheit unwiderruflich zu zerstören.“ Kräftezehrend seien auch die Auseinandersetzungen zum geplanten Bau eines EBS-Kraftwerks in Trostberg gewesen, die 2007 zum ersten Bürgerentscheid in der Stadtgeschichte geführt haben. Auch am zweiten Bürgerentscheid, der 2014 verhinderte, dass vier Platanen an der Heinrich-Braun-Straße gefällt wurden, war der UVA beteiligt.

„Nicht immer ist das ein Spaziergang“, betonte Pauli mit Blick auf diese und andere Themen. „35 Jahre Umweltschutzverband Alztal und Umgebung, das sind 35 Jahre Einsatz für Natur und Umwelt. Das war nicht immer leicht und wird auch in Zukunft nicht einfach sein.“ Dennoch verzeichnet der Verband zahlreiche Erfolge für sich. So wurden in den ersten 25 Jahren des UVA, in denen Fröschl Vorsitzender war, unter anderem  der Chiemsee-Ringkanal, der von 1986 bis 1989 entstand, und die Renaturierung des Kapser Grabens realisiert, unzählige Pflanzaktionen durchgeführt und für bestandsorientierten Straßenausbau gestritten.

Nachdem Pauli 2005 den Stab von Fröschl übernommen hatte, beschäftigte sich der Verband mit brisanten Themen wie EBS-Kraftwerk, Erholungsgebiet an der Jahnstraße, Mobilfunk, Verkehr und Feinstaub sowie  Erhalt der Platanen an der Heinrich-Braun-Straße. Zudem beschäftigte sich der UVA mit Gentechnik, Tetrafunk, Ausstieg aus der Atompolitik, Energiewende, Flächenfraß, TTIP, CETA und TISA sowie umweltfreundlichen Modellen zum Klimawandel und zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes.  Der UVA hat laut Pauli mehr als ein Dutzend Natur- und Umweltprojekte erfolgreich aufgebaut wie Ökologie, Baumpatenschaften, Erhalt und Wiederherstellung der Fußwege, Artenschutz, Kleinod Anger in der Schwarzau, Biotope, Natur in der Stadt, Gemeinschaftsnutzgarten, Umweltforum, Umwelterziehung, Belebung der Innenstadt, Begrünung bei der Papierfabrik Hamburger Rieger, UVA-Naturgarten, Maßnahmen zur Artenvielfalt sowie Erhalt der Heimat und bäuerlichen Kulturlandschaft.

Als erstem Umweltverband in Bayern wurde dem UVA 2007 aufgrund seiner jahrzehntelangen intensiven Arbeit für die Natur das Klagerecht zugesprochen. Pauli: In Sachen Verkehr hat sich der UVA bis weit nach Österreich vernetzt und steht an der Seite einer Bürgerallianz aus 22 Bürgerinitiativen.

Nach 35 Jahren UVA  könnten Verband und Vorstandsspitze zufrieden auf Erfolge und Projekte zurückblicken, lautete daher Paulis Resümee. „Vor allem das Engagement und der treue Zusammenhalt  der Vereinsmitglieder hat die Verbandsstärke und den konstanten Aufwärtstrend in dieser Form möglich gemacht.“

Auch Gründervater Markus Fröschl äußerte sich zufrieden über seine Arbeit und die Arbeit seiner Nachfolger. „Wir sind keine ,Ja-Sager-Gruppe‘“, betonte er. Auch innerhalb des Verbands  bestehe zu einigen Themen unterschiedliche Auffassung.  „Bis jetzt habe ich Umweltschutz gemacht, um  die Folgen falscher und schädlicher Umweltbehandlung zu vermeiden oder soweit es geht, wieder gutzumachen“, nannte er seine Beweggründe. Die Einstellung „Immer mehr, schneller, nie genug, Wachstum um jeden Preis, Gewinn ist  immer zu wenig“ führe zur Zerstörung der natürlichen und auch geistigen Umwelt. „Also will ich Umweltschutz auch im geistig-geistlichen Bereich machen.“

Es reiche nicht, die Umwelt technisch-materiell zu schützen; es bedürfe, die  geistige Einstellung zu ändern. „Denn mit der ,Immer-mehr-Erwartung‘ mache ich auf Dauer meine Lebensgrundlage kaputt.“ Daher appellierte Fröschl an den UVA, sein Engagement fortzuführen. „Halten wir zusammen, und machen wir weiter.“

UVA-Lärmsimulation an der Dietlwiese

Lärmsimulation an der Dietlwiese: Am 16. Januar 2010 warnten UVA-Mitglieder in der Schwarzau vor den Konsequenzen, die aus ihrer Sicht die geplante Westtrasse der B 299  mit sich bringen würde.

(2. Oktober 2015)

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