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Henning Sieverts mit seinem Jazz-Quartett "Blauer Reiter"

Henning Sieverts (2. von links) hat bekannte und unbekannte „Blaue Reiter“-Bilder ausgewählt und zu jedem ein Stück komponiert.

Improvisationslust und Raum für Überraschungen

Henning Sieverts „Blauer Reiter“ – ein Gesprächskonzert in bester Qualität

Von Ulrike Brunnlechner

Henning Sieverts hat mit seinem Jazz-Quartett „Blauer Reiter“ beim gut besuchten Konzert im Stadtkino Trostberg begeistert. Sieverts (Bass, Cello), Johannes Enders (Tenor- und Sopransaxofon), Till Martin (Saxofon, Bassklarinette) und Bastian Jütte (Schlagzeug), allesamt mehrfach ausgezeichnet und die erste Garde der deutschen Jazzszene, zogen die aufmerksamen Zuhörer von Anfang an in ihren Bann.

[sam id=“8″ codes=“true“]Sieverts, der Komponist der Stücke, stellte jeweils in sehr einprägsamen und aufschlussreichen Worten ein Bild aus der Künstlergruppe „Blauer Reiter“ vor, das auf der großen Kinoleinwand bestens zur Geltung kam, und gab wichtige Hinweise dazu, wie er dieses in die Musiksprache umgesetzt hat, bevor man sich dann in Betrachtung des Gemäldes ganz in den Klangfarben der Musiker verlieren konnte. Wer aber meint, dass das eine stark verkopfte Sache gewesen sei, der irrt, denn genauso wie der Moderator seine Einführungen unterhaltsam mit kleinen Geschichten aus dem Leben der malenden Künstler würzte, so bot das Quartett auch die Musikstücke mit so viel Improvisationslust und Raum für Überraschungen dar, dass das Publikum angeregt, aber doch völlig entspannt vor sich hinschmunzelte.

Es gab so viel zu entdecken oder herauszuhören – so zum Beispiel den Zwiefachen, den Sieverts zum Bild  „Murnau mit Kirche“ von Wassily Kandinsky als Begleitung gewählt hat, der aber so schräg und schrill daherkam wie die Farben und Formen auf dem Gemälde; oder das Geburtsdatum von Gabriele Münter, das in Töne übertragen ihr Bild „Dunkles Stilleben“ in Szene setzte; spannend war es auch, den dunklen Tönen in Paul Klees Aquarell zu folgen, die Sieverts in die B-A-C-H-Tonreihe übertragen hatte, weil Klee zeit seines Lebens eine Vorliebe für Bachs Musik hatte.

Die Musiker zeigten sowohl einzeln als auch im Zusammenspiel ihre große Klasse und wurden mit lang anhaltendem Applaus und erst nach einer Zugabe entlassen.

(29. Juni 2015)

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