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Das Chemiewerk in Sundsvall.

AlzChem kauft schwedisches Kalziumkarbid-Werk

SKW Metallurgie stößt ehemalige AkzoNobel-Tochter nach vier Jahren wieder ab

Im Herbst 2010 hatte die AlzChem für das Kalziumkarbid-Werk der Carbide Sweden AB geboten – und war unterlegen. Den Zuschlag für die Tochter der holländischen AkzoNobel holte sich die SKW Metallurgie mit Sitz in Unterneukirchen. Mit Wirkung zum 19. November 2014 geht das Werk in Sundsvall nun doch an die AlzChem. Der SKW-Metallurgie-Konzern habe sich „von seinem schwedischen Werk für die Kalziumkarbidproduktion getrennt, indem 100 Prozent der Anteile an der SKW Metallurgy Sweden AB an den AlzChem-Konzern verkauft wurden“, heißt es in der aktuellen Pressemitteilung der SKW Metallurgie. Der globale Spezialchemie-Konzern SKW Metallurgie setze damit die vom neuen Vorstand unter Leitung des Vorstandsvorsitzenden Dr. Kay Michel eingeleitete strategische Neuausrichtung (Projekt „ReMaKe“) konsequent um. Über den Kaufpreis wurde zwischen beiden Parteien Stillschweigen vereinbart. Im Werk in Sundsvall waren zum 30. September 52 Mitarbeiter beschäftigt. Von Seiten der AlzChem gab es zur Transaktion keinen Kommentar.

AlzChem Sundsvall Veräußerungsaktivität

Die Zahlen zur „Veräußerungsaktivität SKW Metallurgy Sweden“ finden sich im Bericht über das dritte Quartal 2014 der SKW Metallurgie. Quelle: SKW Metallurgie

„Insbesondere wird die Strategie der Rückwärtsintegration nicht weiter forciert“, heißt es in der SKW-Metallurgie-Pressemitteilung vom 19. November weiter. „Mit AlzChem als Käufer ist unsere schwedische Gesellschaft in kompetente  Hände abgegeben. Nach dieser Portfolio-Bereinigung werden wir uns noch stärker auf unser profitables Kerngeschäft fokussieren sowie den Ausbau unserer Position in Schlüsselmärkten stärken“, sagte Michel. Die SKW Metallurgy Sweden AB wird mit der Transaktion in „Nordic Carbide AB“ umfirmiert. Die Auswirkungen des Verkaufs auf die Gewinn- und Verlustrechnung des SKW Metallurgie Konzerns seien geringfügig: Die SKW Metallurgy Sweden AB sei im Abschluss zum 30. September 2014 nicht mehr in der Gewinn- und Verlustrechnung enthalten; die erwarteten Entkonsolidierungseffekte seien vernachlässigbar gering.

[sam id=“8″ codes=“true“]Kalziumkarbid ist neben Magnesium und Kalk der Hauptrohstoff, den die SKW Metallurgie für ihre Produkte verwendet. SKW hatte sich im Sommer 2009 entschlossen, den langfristigen Abnahmevertrag mit AlzChem zu kündigen und eine Strategie der so genannten Rückwärtsintegration zu verfolgen: Um sich konzernintern mit Rohstoff versorgen zu können und nicht mehr auf Zulieferer angewiesen zu sein, beschlossen die Unterneukirchner – damals noch unter der Führung der Vorstandsvorsitzenden Ines Kolmsee –, eigene Produktionsstätten zu unterhalten. SKW Metallurgie versprach sich vom Zukauf zudem, dass insbesondere in Nordeuropa zusätzliche Absatzpotenziale sowohl für kalziumkarbidbasierte Roheisenentschwefelungslösungen als auch für andere Produkte des Konzerns entstünden. „Darüber hinaus werden vom neuen Werk auch Kalziumkarbid-Produkte an die Gase-Industrie verkauft; dieser Markt war vom SKW Metallurgie Konzern bisher nicht in signifikantem Umfang beliefert worden. Insgesamt wird durch die Übernahme ein jährlicher Umsatzzuwachs im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich erwartet“, hieß es im Februar 2011.

Diese Erwartungen haben sich nicht erfüllt. Im Sommer dieses Jahres wurde bekannt, dass die SKW Metallurgie in eine bedrohliche Schieflage geraten ist. In einer Ad-hoc-Veröffentlichung teilte Christian Schunck, Pressesprecher der SKW Metallurgie Holding, am 14. August mit, dass Wertberichtigungsbedarf in Höhe von 84 Millionen Euro bestehe, bestimmte Kreditvereinbarungen (Financial Covenants) nicht eingehalten werden könnten und die Ergebnisziele in diesem Jahr verpasst würden. Besonders die Geschäfte des Werks in Schweden und des ebenfalls 2011 in Bhutan eingeweihten Kalziumsilizium-Werks liefen schlecht, hieß es. Am Tag nach der Gewinnwarnung brach die SKW-Metallurgie-Aktie um bis zu 58 Prozent ein. Zeitweise wurde der Handel mit dem SKW-Papier sogar ausgesetzt – die Deutsche Börse verordnete eine Volatilitäts-Unterbrechung.    fal

Einen ausführlichen Bericht über das angespannte Verhältnis zwischen AlzChem und SKW Metallurgie gibt’s hier.

(19. November 2014)

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