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Daoud lebt seit knapp einem Dreivierteljahr in Trostberg.

Seit knapp einem Dreivierteljahr in Trostberg: Daoud (stehend) plauderte über seine Erfahrungen. Stadträtin Marianne Penn (links neben ihm) erzählte über das Netzwerk Asyl. Foto: fam

„Vielfalt. Das Beste gegen Einfalt“

Große Resonanz: Ökumenische Interkulturelle Woche in der evangelischen Christusgemeinde

Von Michael Falkinger

„Wir waren völlig überwältigt.“ Positiv ist das Resümee von Pfarrer Dr. Josef Höglauer von der evangelischen Christusgemeinde zur ökumenischen Interkulturellen Woche ausgefallen. Der Gottesdienst zur Eröffnung der Woche war gut besucht; und beim anschließenden Kirchenkaffee im Gemeindehaus waren so viele Gäste wie noch nie da. Immer wieder mussten Mitglieder der Gemeinde und des Arbeitskreises Nächstenhilfe Stühle hervorzaubern, damit alle ihren Platz erhielten.

[sam id=“8″ codes=“true“]„Vielfalt. Das Beste gegen Einfalt“ lautete mit Blick auf die Flüchtlingsthematik das Motto des Gottesdienstes und der Interkulturellen Woche, die bundesweit stattfand und ihr 40. Jubiläum feierte. Mitglieder des Arbeitskreises Nächstenhilfe hatten daher in der Christuskirche 40 Kerzen angezündet und den Gottesdienst liturgisch mitgestaltet.

Pfarrer Höglauer thematisierte in seiner Predigt den Römerbrief von Paulus, in dem es heißt:  „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“ Er verband die Begriffe „Annehmen“ und „Akzeptanz“ mit dem Verhältnis zu Flüchtlingen. Annehmen bedeute, einen Hilfesuchenden auch zu akzeptieren, wenn er aus einer anderen Kultur stammt und einer anderen Religion angehört. „Sie sind genauso Kinder Gottes wie wir“, verdeutlichte Höglauer im Gespräch mit dem Orgelpfeifer. Annehmen und Akzeptieren erfolgten aber auch durch die persönliche Begegnung – sei es durch ein freundliches Grüßen auf der Straße oder durch das Kennenlernen im Café International, das es monatlich in Trostberg gibt.

Zum  gegenseitigen Kennenlernen bot dann der Kirchenkaffee eine gute Möglichkeit. Stadträtin Marianne Penn, die sich im Trostberger Netzwerk Asyl engagiert, war in Begleitung von drei jungen Männern aus Afghanistan gekommen, die bereits seit der Weihnachtszeit in Trostberg leben. Den drei Muslimen sei es sehr wichtig gewesen, den Gottesdienst und den Kirchenkaffee zu besuchen, um zu zeigen, dass auch sie für alle Richtungen offen sind, betont Penn.

Die drei jungen Männer stellten sich kurz vor und plauderten über ihre Erfahrungen, die sie in Trostberg gesammelt haben. Dazu zählen bereits Jobs am Kiosk im Freizeitzentrum und in einem Imbissladen. Die Afghanen sind sehr gut integriert, sprechen inzwischen sehr gut Deutsch und haben auch Aussicht auf Arbeitsstellen.

Das Interesse, etwas über das Leben der Flüchtlinge zu erfahren, war groß, der Umgang war herzlich und untermauert eine Pressemitteilung des bundesweiten ökumenischen Vorbereitungsausschusses zur Interkulturellen Woche. „Das momentan große Engagement zu Gunsten von Flüchtlingen ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass Deutschland sich in den letzten 40 Jahren grundlegend verändert hat“, erklärt Vorsitzende Gabriele Erpenbeck darin. Der überwiegende Teil der Menschen in Deutschland lebe Grundwerte, die dieses Land tragen: Einstehen für die Menschenwürde, Offenheit, Demokratie, Respekt und Eintreten für ein friedliches Zusammenleben. „Abseits der aktuellen und manchmal aufgeregten Debatten müssen wir uns die Frage stellen, wie miteinander Wege gefunden werden können, unsere Gesellschaft für alle lebenswert zu machen. Dabei müssen wir wachsam bleiben gegenüber rassistischen und rechtsradikalen Bewegungen und Aktionen in Deutschland, die die Menschenwürde mit Füßen treten und unsere Gesellschaft bedrohen.“

(27. September 2015)

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