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Silke Aichhorn beim Musiksommerkonzert im Atrium am Stadtmuseum

Silke Aichhorn führte beim Musiksommerkonzert im Atrium am Stadtmuseum das Publikum in die Welt der Harfe ein. Foto: fam

Zauber der Solo-Harfe

Silke Aichhorn spielt museumseigenes Instrument

Von Michael Falkinger

„Die Moldau“ von Bedřich Smetana auf der Harfe gespielt – und zwar ausschließlich auf der Harfe. Dass es möglich ist, ein Orchesterwerk auf ein einziges Instrument zu übertragen, hat Harfenistin Silke Aichhorn im Atrium am Stadtmuseum bewiesen. Das Werk verlor nichts an Zauber, sondern hatte seinen eigenen Charme und begeisterte die Zuhörer.  

[sam id=“8″ codes=“true“]Im Rahmen des „Musiksommers zwischen Inn und Salzach“ gastierte Aichhorn in Trostberg und lieferte dabei ein besonderes Schmankerl: Im ersten Teil des Konzerts spielte sie auf der restaurierten Erard-Einfachpedalharfe von 1800, die dem Trostberger Stadtmuseum gehört.

Die Möglichkeiten der Harfe als Solo-Instrument zu zeigen, ist ein Anliegen der Traunsteinerin. Dies schafft sie nicht nur als ausgezeichnete Musikerin, sondern auch als Moderatorin – ja, schon fast als Entertainerin. Da nicht unbedingt jeder im voll besetzten Atrium Harfenkenner oder gar -spieler war, zog sie leicht nachvollziehbare Vergleiche. Die Harfe hat Pedale, das Auto hat Pedale. Die Gemeinsamkeit: Vertritt man sich, kommt meistens nichts Gutes heraus.

Da Silke Aichhorn nun schon mal die Erard-Harfe zur Hand hatte, nahm sie ihr Publikum auf eine Reise in die Geschichte der Harfe mit. Früher sind die Harfensaiten aus Saitlingen hergestellt worden – aus Teilen des Tierdarms, die auch für Wursthäute verwendet werden. Da Saitlinge witterungsbedingt nicht beständig sind, mussten die Harfen früher öfters erneuert werden. So ist auch die Erard-Harfe nicht mehr im Original-Zustand. Aichhorn schätzte den Wert des Instruments auf 2.000 Euro. Etwas teurer war dann die moderne Konzertharfe, die sie anschließend spielte: 30.000 Euro.

Doch Euro hin oder her: An beiden Instrumenten zeigte sich Aichhorn bestens aufgelegt. Mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, Zoé de la Rüle und Jan Ladislav Dussek – oder vielleicht auch von Dusseks Gattin Sophia Giustina, so genau weiß man’s nicht – präsentierte sie Werke, die um die Zeit der Trostberger Erard-Harfe entstanden sind. Haydn-Variationen von Jean-Baptiste Krumpholtz und Marcel Grandjany spielte Aichhorn nacheinander auf beiden Harfen. Da  konnte das Publikum deutlich den Unterschied zwischen den beiden Instrumenten hören: Die moderne Konzertharfe tönte um einiges mächtiger, die Vibrationen des Atriumbodens bewiesen es eindeutig. Dass die Harfe auch im moderneren Musikspektrum beheimatet ist, zeigte der zweite Teil. Lautmalerisch zauberte Aichhorn bei den beiden Haikus für die Harfe die Geräusche eines Katers auf dem Dach im Frühlingsregen und Insekten, die einmal gut und einmal weniger gut sangen. Mit den beiden modernen Stücken von Susan McDonald und Linda Wood bewies die Virtuosin Humor.

Aichhorn konnte zwar die brütende Hitze im Atrium nicht wegspielen, aber mit ihrem Können und ihrer charmanten Art leichter erträglich machen. So forderten die Zuhörer noch Zugaben – Aichhorn war natürlich vorbereitet und gewährte noch zwei Extras.

(31. Juli 2015)

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